Unterzeichnung KV Zentral agierende ABH1

Kooperation erleichtert Gewinnung von ausländischen Fachkräften

Erfurt_ Auch wenn im Zuge der Corona-Krise die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen ist, bleibt die Deckung des Fachkräftebedarfs eine zentrale Herausforderung für die Thüringer Unternehmen in nahezu allen Bereichen. Nicht zuletzt Menschen von außerhalb Deutschlands und der EU – aus den sogenannten Drittstatten – sind auch künftig unverzichtbar, wenn es darum geht, die unternehmerische Dynamik im Freistaat zu befördern – speziell, wenn nach der erwartbaren konjunkturellen Erholung die Wirtschaft wieder durchstartet. Seit März 2020 erleichtert das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) den Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten, und im Sinne des Gesetzes unterstützen ausgewählte Ausländerbehörden in Thüringen die Arbeitgeber ganz gezielt bei der Gewinnung dieser Beschäftigten. Koordiniert und unterstützt wird ihre Tätigkeit künftig von der Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF). Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten am Donnerstag, 24. September, in Erfurt Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner, Thüringens Migrationsminister Dirk Adams und Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG. Die ThAFF wird seit nunmehr neun Jahren aus Mitteln des Thüringer Arbeitsministeriums für ihr umfassendes Aufgabenspektrum zur Fachkräftegewinnung finanziert und ist bei der LEG angesiedelt.

„Das Thema Fachkräftesicherung wird durch die Corona-Pandemie keineswegs verdrängt. Im Gegenteil: Gerade im kommenden Jahr, wenn die Wirtschaft wieder anzieht, wird es verstärkt auf uns zukommen“, sagt Arbeitsministerin Heike Werner. „Wir brauchen Fachkräfte und Auszubildende aus dem Ausland, die in Thüringen arbeiten und leben möchten. Das insbesondere auch in den Gesundheits- und Pflegebereichen. Die Potenziale im Freistaat reichen hier längst nicht mehr aus. Umso mehr freue ich mich, dass die Koordination von Maßnahmen zur Akquise von Fachkräften aus dem Ausland für Thüringen nun in den professionellen Händen der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung liegt.“

Diejenigen Ausländerbehörden, die in Thüringen insbesondere hinsichtlich der Fachkräfteeinwanderung im Sinne des FEG tätig sind, bilden künftig als „zentral agierende Ausländerbehörden“ wichtige Schnittstellen zwischen Arbeitgebern und Fachkräften aus Drittstaaten. Während Zuzug und Beschäftigung von Menschen aus der EU im Zuge der Freizügigkeitsregelungen des gemeinsamen Marktes vergleichsweise wenig Aufwand erfordern, gestalten sich die Prozesse bei Fachkräften aus Drittstaaten komplexer – eine Vielzahl an rechtlichen Regelungen ist zu beachten, und viele Akteure sind einzubeziehen. So bedarf die Projektarbeit der Ausländerbehörden der Unterstützung und Koordination, und diese Aufgabe übernimmt die ThAFF. Finanziert werden ihre Aktivitäten durch Haushaltsmittel, die vom Thüringer Migrationsministerium bereitgestellt werden.

“Immer wieder zeigen uns Studien, dass Thüringen seinen Fachkräftebedarf nicht mehr allein decken kann. Deshalb müssen wir aktiv werden und die heutige Kooperation ist ein wichtiger Baustein dazu“, sagt Migrationsminister Dirk Adams. „Wir brauchen ein abgestimmtes und effektives Vorgehen. Denn oft dauert es beispielsweise noch zu lange, bis ausländische Abschlüsse anerkannt sind. So kommen Menschen schwerer in eine ihrer Qualifikation entsprechende Tätigkeit. Andererseits geht uns auch deren Kompetenz verloren. Solche Verluste können wir uns im wahrsten Sinne nicht leisten. Deshalb ist es gut, eine Plattform zu schaffen, über die alle Akteure miteinander abgestimmt handeln können.“

Im Rahmen des neuen Aktionsfeldes wird die ThAFF unter anderem einen umfassenden Fachaustausch zu laufenden Verfahren der „zentral agierenden Ausländerbehörden“ organisieren und moderieren; zentrales Anliegen ist dabei, durch abgestimmte und sachlich fundierte Prozesse und Entscheidungen die Zielsetzungen des FEG bestmöglich zu erfüllen. Zudem wird die ThAFF wesentliche Inhalte des Ausländerrechts und spezielle arbeitsmarktrelevante Kompetenzen in den Abstimmungsprozess mit den „zentral agierenden Ausländerbehörden“ einbringen; sie fungiert letztlich als Infodesk der Behörden und kann in dieser Funktion auch bei der Rekrutierung von Fachkräften zielgerichtet an weitere relevante Akteure des Arbeitsmarktes verweisen. „Wir sind seit fast einem Jahrzehnt mit verschiedensten Fragen der Fachkräftegewinnung befasst und verfügen über ausgewiesene Expertise in allen Fragen der Ansprache und Rekrutierung von Beschäftigten aus Drittstaaten – mit jahrelanger Erfahrung, die aus der Arbeit unseres Welcome Centers rührt, das 2013 gegründet wurde“, sagt LEG-Geschäftsführerin Sabine Wosche. „Bereits im Vorfeld des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und in den ersten Monaten seit Inkrafttreten haben wir eng mit allen relevanten Akteuren, speziell mit den Ausländerbehörden, zusammengearbeitet. Wir freuen uns auf die neue Aufgabe!“