ThAFF-Pendlertage

Wenn 100 Kilometer zur Last werden: Thüringen will Pendler zurückholen

Schluss mit Pendeln - Zurück in die Heimat" - das ist das Motto der Thüringer Pendlertage. Die Landesentwicklungsgesellschaft berät 2019 in 22 Städten Arbeitnehmer, die die tägliche Fahrerei in andere Bundesländer satt haben. Im Eichsfeld betrifft das insgesamt 16.000 Menschen. Beim ersten Pendlertag am Samstag in Leinefelde-Worbis waren sie angesprochen. Andreas Knuhr von der LEG zeigte sich überzeugt davon, dass immer mehr Pendler aus Thüringen wieder Arbeit in ihrer Heimat suchen.

von Karin Bühner

In der ersten Stunde kamen gleich zehn Interessierte ins Rathaus der Stadt im Eichsfeld, darunter die 21-jährige Judith R. Ihre Ansprechpartnerin im Rathaus Wasserturm war Sabine Jähnen von der Handwerkskammer. Zahntechniker würden auch im Eichsfeld gesucht, sagte die Expertin. Gemeinsam wurden die offenen Stellen durchforstet. Insgesamt fehle es dem Thüringer Handwerk an Nachwuchs, so Jähnen. Das betreffe Klempner ebenso wie Dachdecker oder Pflasterer. Heimkehrer hätten gute Chancen.

Das sieht auch Andreas Knuhr von der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft LEG so. Allein am Samstag zum Pendlertag hätten 36 offene Stellen sofort besetzt werden können, darunter ein CNC-Fräser und ein Montageleiter. Genaue Zahlen gebe es zwar noch nicht, aber immer mehr Pendler würden sich für die Heimat entscheiden, so Knuhr. Die Beratungsgespräche der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung bei der LEG seinen sprunghaft gestiegen. Habe es zu Beginn der Pendlertage noch 74 gegeben, so waren es 2018 schon 217 Beratungsgespräche in elf Regionen Thüringens. In diesem Jahr wollen die Mitarbeiter in 22 Städten Pendlertage organisieren.

Heimat Thüringen wird attraktiver

In Thüringen steigt das Lebensniveau. Das mache das Land wieder attraktiv für Facharbeiter, zeigt sich Andreas Knuhr zuversichtlich. Flächendeckende Kindergartenplätze, gute Schulen und günstiges Bauland - danach suchen laut Knuhr rückkehrwillige Thüringer, die in den vergangenen Jahren ihre Zelte in den alten Bundesländern aufgeschlagen haben und nun wieder ins Heimatland blicken. Aber natürlich muss auch das Gehalt stimmen. Da passiert bei den Arbeitgebern gerade ein Umdenken. Immer mehr Arbeitgeber würden erkennen, dass auch der Lohn stimmen und Thüringen vom Negativimage als Billiglohnland runterkommen müsse, sagte LEG-Sprecher Andreas Knuhr.

125.000 Thüringer arbeiten derzeit in einem anderen Bundesland. Die meisten Pendler zieht es laut Bundesagentur für Arbeit nach Bayern. An zweiter Stelle steht Hessen und auf Platz drei Sachsen.

Eichsfelder Wirtschaft sucht Arbeitskräfte

Der Eichsfeldkreis ist mit seiner fast Vollbeschäftigung und seiner guten Lage an der Autobahn 38 für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen interessant. In Leinefelde-Worbis entsteht derzeit das sechste Gewerbegebiet an der A38. Doch die Arbeitskräfte fehlen. Deshalb seien Pendlertage sinnvoll, so der Leinefelder Bürgermeister Dirk Moll (CDU). Leinefelde-Worbis lockt außerdem mit einer besser werdenden Infrastruktur, für die die Stadt in diesem Jahr 28 Millionen Euro bereitstellt. So werden in der Stadt und den Ortsteilen mit den insgesamt 20.200 Einwohnern in diesem Jahr drei neue Kindergärten gebaut und einige Straßen saniert. Um die große Nachfrage nach Bauland zu befriedigen, würden weitere Wohngebiet in den Ortsteilen ausgewiesen, so Moll. Mit der Landesgartenschau 2024 werde auch das Umland der Stadt deutlich attraktiver. Es sei wichtig, die zahlreichen Auspendler wieder für die Heimat zu interessieren.

Insgesamt 25 Interessenten lockte der Pendlertag in Leinefelde-Worbis an. Der nächste Pendlertag findet am 22. März in Schmalkalden statt, der letzte in diesem Jahr am 26. November in Erfurt.

Zum Artikel: www.mdr.de/thueringen/...
Weitere Informationen und Termine für die ThAFF-Pendlertage: www.thaff-thueringen.de/pendlertage